Bis vor dem 2. Weltkrieg waren Streuobstwiesen zur Produktion von Tafeläpfeln und Mostobst ein blühender Wirtschaftszweig für die ländliche
Bevölkerung. Hunderte von kleineren und grösseren Mostereibetrieben verarbeiteten die Früchte zu Apfelsaft und anderen Obstsaftprodukten.
Der Niedergang begann in den 50er Jahren. Apfelsaft kam aus der Mode und wurde durch andere Getränke ersetzt. Die Mechanisierung und
Intensivierung in der Landwirtschaft setzte ein, die Bäume standen "im Weg". Die Konsumenten gaben dem makellosen Tafelobst den Vorzug,
der Abgabepreis für Mostobst fiel und die Bewirtschaftung wurde unrentabel. Schliesslich wurde die Rodung ausgedehnter Bestände sogar mit
Bundesmitteln gefördert. Unter der sinkenden Nachfrage und dem steigenden Preisdruck litten auch die Mostereien, die meisten mussten
ihre Tore schliessen. Heute beherrschen wenige Grossbetriebe den Markt, einige kleinere können sich dank Spezialitäten über Wasser halten.
In der Zwischenzeit hat sich die Situation etwas verändert. Ausgeräumte Landschaften haben nicht nur Natur- und Vogelschützer
aufgeschreckt. Verschiedene Organisationen setzen sich heute dafür ein, dass die verbleibenden Hochstammbäume erhalten bleiben
und der Konsum von Apfelsaft gefördert wird. In den letzten Jahren zeichnet sich auch tatsächlich eine Trendwende ab. Erstmals
seit langer Zeit steigt der Konsum wieder an. Rund 12 Liter trinken die Deutschen zurzeit pro Jahr und Kopf.
Um einen Liter Apfelsaft zu gewinnen, braucht man ca. 1,5 kg Äpfel.